Herbst

Für die Gesundheit der Landschildkröten ist die Winterstarre unverzichtbar. Auch in ihrer Heimat starren die Tiere. Allerdings herrscht dort ein völlig anderes Klima als in Deutschland. Es ist länger warm und die Tiere sind im Herbst noch viel aktiver als bei uns.
Damit sie bei uns nicht zu lange starren, sollten Landschildkröten im Herbst möglichst lange aktiv bleiben. Dafür ist eine warme Umgebung mit viel zusätzlichem Licht notwendig. Licht- und Wärmequellen (s. Technik) sollten an die Jahreszeit angepasst sein. Bis Mitte/Ende Oktober sollte die Temperatur, auch nachts, nicht unter 8 °C sinken.

Ab Anfang November kann die Temperatur im Frühbeet nachts ruhig bis auf 4 Grad runter gehen. Keine Angst, das ist ihnen nicht zu kalt. Die Schildis sollen ja auch nicht verhätschelt werden. Auch in meinem Schildkrötenkeller liegen die Temperaturen im Winter zwischen 4–8 °C. Wichtig ist nur: Die Temperatur darf niemals unter 4 °C fallen!

Ich habe zum Beispiel eine Schildkröte, die sich jedes Jahr im Herbst sehr früh vergräbt. Ich grabe sie immer wieder aus und setze sie unter die Wärmelampe. Dort bleibt sie ein paar Stunden, frisst ein wenig und vergräbt sich dann wieder. Andere Schildis hingegen bleiben lange aktiv. Ein bewährter Trick, um die Tiere wach zu halten ist „warmer Regen“, der durch eine Gießkanne mit warmem Wasser gut imitiert werden kann. Was die Schildis auch wach hält und was sie sehr gerne mögen ist, wenn man sie täglich mit warmem Wasser besprüht.

Im Gegensatz zu Tieren wie z.B. dem Igel, müssen sich die Schildkröten keinen Winterspeck anfressen – im Gegenteil. Ab September, wenn die Tage kürzer und die Nächte kühler werden und sich der Luftdruck verändert, fressen die Schildkröten automatisch weniger und bis Ende Oktober/Anfang November schließlich gar nichts mehr – das ist völlig normal. Die Tiere sonnen sich trotzdem noch täglich, wodurch der Stoffwechsel aktiv bleibt und der Darm sich weitgehend entleert. Erst ab einer Temperatur unter 8 Grad findet keine Verdauung mehr statt. Aber Vorsicht: Wenn die Schildis über längere Zeit warm gehalten werden, obwohl sie nichts mehr fressen, verlieren sie Gewicht und überstehen die Winterstarre evtl. nicht. Hier eine genaue Zeitspanne zu nennen ist sehr schwierig, weil sowohl die Futtermenge als auch die Aktivität der Schildkröten und die Temperaturen eine Rolle spielen. Ihr solltet aber mindestens eine Woche bevor ihr eure Schildis bringt, komplett mit der Fütterung aufhören und in dieser Zeit nur noch Wasser anbieten.

Die Schildkröten überwintern bei uns in einer speziellen Holzkiste (könnt ihr auch über uns kaufen, aktuellen Preis bitte erfragen) mit Buchenlaub. Beim Laub bitte auf folgendes achten: Es muss reines Buchenlaub verwendet werden, da andere Laubsorten Giftstoffe enthalten können. Bitte keinesfalls das farbige Buchenlaub von den Bäumen pflücken, da es sein kann, dass es zu schimmeln anfängt. Der Baum muss das Laub also bereits abgeworfen haben. Ihr könnt das Buchenlaub aber auch über uns kaufen.
Bevor ihr eure Schildkröten zu mir bringt, sollten sie auf jeden Fall nochmal für ca. 15 Minuten im lauwarmen Wasser baden. Das hat mehrere Gründe:

  • Jetzt können die Schildis noch einmal trinken und über die Haut und die Kloake Feuchtigkeit aufnehmen.
    Bei der ein oder anderen Schildkröte entleert sich der Darm – muss aber nicht sein. Meist hat sich der Darm in den Tagen davor schon entleert.
  • Bei dieser Gelegenheit könnt ihr die Schildkröten gleich sauber waschen und – wer seine Tiere gemeldet hat – die Fotos für das Landratsamt machen. Keine Angst: Ob ihr Papiere für eure Tiere habt oder nicht, hat mit der Überwinterung bei mir gar nichts zu tun und geht mich auch nichts an.

Wenn ihr eure Tiere in die Überwinterungskiste setzt, dürfen sie ruhig noch feucht sein. Auch das Laub sollte leicht feucht sein – ist es zu trocken, besprühe ich es nochmals mit Wasser. Ihr braucht es also nicht extra trocknen, außer es ist klatschnass.
Auch wenn es im Handel extra Kokossubstrat für Schildkröten zu kaufen gibt, wird dringend davon abgeraten, da die Schildkröten dadurch krank werden können.

Wer seine Tiere auf Würmer untersuchen lassen möchte, sollte dies möglichst schon im September/Anfang Oktober machen. Die Tiere müssen das Wurmmittel mit den Würmern noch ausscheiden und das dauert einige Wochen. Oft müssen die Tiere auch mehrfach entwurmt werden und können dann erst verspätet in den Winterschlaf.

Der Panzer sollte keinesfalls eingeölt werden, weder vor der Winterstarre, noch sonst irgendwann. Das Öl verstopft die Poren, sodass sich darunter Keime optimal vermehren und den Panzer angreifen können. Außerdem werden im Sommer zusätzlich die für das Wachstum und den Aufbau des Knochenskeletts wichtigen UV-B-Strahlen der Sonne abgelenkt.

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