Gehege & Ernährung

Die häufigsten Ursachen für Krankheiten bei Schildkröten sind Stress (z. B. durch häufiges Hochheben) sowie Haltungs- und Fütterungsfehler.
Das wichtigste für eine Schildkröte ist ein Außengehege (pro Schildkröte mindestens 10 Quadratmeter, kleine Schildis brauchen natürlich weniger Platz) mit Frühbeetkasten oder Gewächshaus mit technischer Einrichtung (s. Technik). Die Abgrenzung des Geheges sollte durch Bepflanzung und größere Steine abwechslungsreich gestaltet werden, da die Tiere sonst immer an der geraden Abtrennung entlanglaufen. Auch das Gehege selbst sollte durch verschiedene Bodenarten, Hügel, kleine Büsche und Pflanzen, größere Steine die sie umlaufen müssen, interessant gestaltet werden. Außerdem wird durch die zusätzlichen Wege das Gehege bei gleicher Grundfläche vergrößert. Wenn eine Schildkröte durchs Gehege läuft, sollte sie einen Geradeausblick von weniger als einen Meter haben. So können sich die Tiere auch besser aus dem Weg gehen und verstecken. Wer männliche und weibliche Tiere hat, weiß, dass die Damen häufig von den Herren bedrängt werden. Das kann so weit gehen, dass die Männchen sich an der Kloake wund reiben oder die Weibchen durch Bisse der Männchen verletzt werden. Beide Wundarten können sich entzünden, deswegen bitte immer ein Auge darauf haben (vor allem im Herbst). Ich trenne meine Weibchen und Männchen die meiste Zeit, damit die Weibchen zur Ruhe kommen können. Das Verhältnis Männchen zu Weibchen sollte mindestens 1:3, besser 1:5 sein.

Damit die Sonne den Boden im Gehege gut erwärmen kann, sollte das Buschwerk licht und niedrig gehalten werden. Ein Steingarten ist besonders wichtig – hier können sich die Schildkröten Schnabel und Krallen selbst abwetzen. Außerdem ist der Boden dort etwa 6 °C wärmer als auf Rasenflächen.

Im Innen- wie Außengehege sollten größere, flache Tonuntersetzer mit frischem Wasser bereitstehen, die täglich gereinigt werden.
Da unsere Luftfeuchtigkeit deutlich niedriger ist als im Mittelmeerraum, sollte das Gehege nie völlig austrocknen. Der Garten sollte am besten morgens gegossen werden, damit die Schildkröten nicht die ganze Nacht im Nassen sitzen.

Schildkröten sind von Natur aus Weidegänger. Die Tiere fressen in der freien Wildbahn keine Pflanze komplett auf, sondern nur Teile davon, laufen weiter und fressen an einer anderen Pflanze. Diese Eigenschaft sollten wir auch in einem Gehege fördern, damit sich die Tiere aktiv auf Futtersuche begeben und nicht sitzend, wie an einem „Futtertrog“ fressen. Die Schildkröten gewöhnen sich sonst an diesen Futterplatz und gehen schließlich selbstständig gar nicht mehr auf Futtersuche. Das ist kein natürliches Verhalten und fördert das in Gefangenschaft leider sehr oft zu beobachtende, viel zu schnelle Wachstum. Wenn also die Futterpflanzen im Gehege nicht ausreichen und zugefüttert werden muss, sollte das Futter im Gehege verteilt werden, damit die Tiere wie in der Natur mal hier, mal da etwas finden.
Einseitige Ernährung kann zu Mangelerscheinungen führen. Bevorzugt sollten ausgereifte Pflanzen gefüttert werden, da sie mehr Nährstoffe enthalten. Obst gehört nicht auf den Speiseplan, da es die Darmflora schädigt und Würmer und Parasiten begünstigt. Zur Kalkversorgung eignen sich am besten normale Sepiaschalen ohne Vitamine.

Für das Gehege ist ungedüngte Bio-Gartenerde ideal – Rückstände von Dünger oder Pestiziden lagern sich in den Organen ab und können langfristig zu schweren Vergiftungen der Tiere führen.

Hier ein paar Beispiele, was Schildkröten gerne fressen und was ihr in eurem Garten anbauen könnt. Natürlich ist es hier genauso wie bei uns Menschen, jeder hat andere Vorlieben.

  • Akelei
  • Bärlauch
  • Breitwegerich
  • Brennnessel
  • Brunnenkresse
  • Distel
  • Fetthenne
  • Gänseblümchen
  • Glockenblumen
  • Hauswurz
  • Kapuzinerkresse
  • Klatschmohn
  • Klee
  • Königskerze
  • Kronwicke
  • Löwenzahn
  • Malve
  • Mauerpfeffer
  • Ringelblume
  • Spitzwegerich
  • Stockrose
  • Storchschnabel
  • Wegwarte
  • Wicken
  • Wiesenknopf

Auch Blüten und Blätter (nicht die Früchte!) von:
Apfelbaum, Brombeerstrauch, Birnbaum, Himbeerstrauch, Kirschbaum, Waldbeeren, Wilde Erdbeere, Zwetschgenbaum.
Das ist natürlich nur eine kleine Auswahl. Für alle, die sich intensiver mit dem Thema beschäftigen möchten habe ich den Buchtipp Futterpflanzen von Wolfgang Wegehaupt.

Falls ihr eure Schildkröten aus gesundheitlichen Gründen einmal nicht überwintern könnt, eignen sich folgende Futtermittel:
Kräuterheu ist natürlich sehr gut. Auch Römersalat, Rucola, Feldsalat, Endivien, Radicchio, Mohrrüben, Fenchel, Sellerie und Zucchini können verfüttert werden. Ebenso Topfpflanzen wie z.B. Agaven, Aloen, Opuntien, Fetthenne, Hauswurz, Mauerpfeffer, Weihnachtskaktus, Hibiskus, Golliwoog können den Winter über im Haus gehalten werden. Bitte immer auf biologischen Anbau achten – zum Wohl eurer Schildis.

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